Donnerstag, 26. Juli 2012

von Innen

Heute geht es los.
Die Strahlentherapie zur Behandlung der neu entdeckten Krebszellen beginnt. Bis jetzt weiß ich nur, dass es ambulant gemacht wird und ca. drei Wochen dauern wird. Die genaue Dosis und Termine bekomme ich nachher mitgeteilt.
Ich hoffe nur, dass es tatsächlich so unkompliziert läuft, wie in den Aufklärungsgesprächen geschildert, damit ich auch mit dem Umbau und Renovieren der Wohnung weiter komme. Ich werde berichten.

Ein wenig nervös bin ich ja schon...

Donnerstag, 19. Juli 2012

von Anfang an

Wie alles begann:
Es war ein Mittwoch im Juli 2011, als ich die Veränderung bemerkte. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, doch je länger ich tagsüber nachdachte, desto skeptischer wurde ich. Also abends doch Dr. Google befragt, dessen Diagnose schnell und eindeutig war. Nach einer relativ unruhigen Nacht am Donnerstag zur Arbeit und von da aus den Urologen angerufen, der mich für den folgenden Tag in seine Praxis einlud. Die Anamnese ging flott, frei machen, Ultraschall. Selbst für mich als Laien war das Bild auf dem Gerät eindeutig. "Tja, Sie haben Krebs, das Ding muss raus. Wir melden Sie gleich im Krankenhaus an, dann fahren Sie 'rüber und die regeln alles Weitere." Gesagt, getan. Noch schnell einen Tweet abgesetzt, kurz nach Hause der Frau Bescheid sagen und dann weiter ins Krankenhaus. Der Assistenzarzt dort macht noch ein Ultraschall, schaut es sich an, nimmt Blut ab, holt den Chefarzt, macht mir Mut. "Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Sie mit einem blauen Auge davon kommen, da es sich um ein Seminom und damit die harmloseste Variante handelt. Genaueres wird das Labor und die Pathologie ergeben." Anschließend geht es hoch auf Station zur Vor-Aufnahme. Die Formalien sind schnell erledigt, ich darf übers Wochenende noch mal nach Hause, muss am Montag um 7:00 wieder da sein. Am Montag dann die OP, die komplikationslos verläuft. Der Rest der Woche ist halt Krankenhaus: Besuch kommt und geht, ich lese, höre Podcasts, schaue  die Tour de France im Fernsehen. Das Leben ist treibt schon seltsame Blüten überlege ich beim Gedanken an die Geschichte von Lance Armstrong (die Tour de France werde ich jedoch wohl nicht mehr gewinnen).
Die Ergebnisse von Labor, CT und der feinstofflichen Untersuchung sind wie erwartet. Das Krankenhaus empfiehlt eine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie. Ich werde freitags, genau eine Woche nach der Diagnose, um einen Hoden ärmer, dafür um eine Narbe reicher aus dem Krankenhaus entlassen.
Zum Glück erfahre ich durch einen befreundeten Arzt vom sog. Zweitmeinungsprojekt und vereinbare einen Termin in der Düsseldorfer Uniklinik. Der Professor ist ein angenehmer Mensch, nimmt sich Zeit und empfiehlt ohne Bedenken die Strategie der aktiven Überwachung. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit und vielen Gesprächen mit verschiedenen Menschen entscheide ich mich, seinem Rat zu folgen. Thema erledigt, alles ist gut.


Bis heute...
(aber das ist eine andere Geschichte)

Donnerstag, 12. Juli 2012

Von Päckchen und innerer Zerrissenheit

So, dies ist also der erste richtige Post in diesem Blog. Mal schauen, wie viele noch kommen...
Päckchen - also die hat ja jeder zu tragen; der eine mehr, die andere weniger. Und es gibt wohl keinen besseren Ort das auszuleben, als das Internet, insbesondere Twitter. Ob Anfang oder Ende einer Beziehung, ob Geburt oder Tod, ob neuer Job oder Kündigung, ob Party oder Arbeit - nirgendwo liegen Freud und Leid so nah beieinander wie in einer gut gemischten Twittertimeline. Erst heute erfuhr ich vom Ender einer relativ langen Beziehung zwischen zwei Twitterern, was mir wirklich Leid tat. Und vor kurzem erst freute ich mich mit jemandem über die erfolgreich abgeschlossene Wohnungssuche. Neben all dem Spaß und den guten (auch schlechten) Witzen gibt es immer wieder Momente, die zumindest mich ernsthaft berühren. Wie zum Beispiel die Geschichte von @propinja mit ihrer Erdnuss oder ganz aktuell der Rückzug von @hamtydamti. Die Liste ließe sich beliebig fortführen, denn wie eingangs erwähnt und wie es ein Sprichwort sagt: "Jeder hat sein Päckchen zu tragen."
Nun ist auch mir ein relativ schweres Päckchen zugefallen, eines, das mich bereits im letzten Jahr beschäftigte. Und damit komme ich zum zweiten Teil des Titels - der inneren Zerrissenheit. Denn so sehr ich die Vertreter der sog. "Post-Privacy-Bewegung" für ihre Offenheit bewundere (was nicht heißt, dass die o.g. Beispiele Vertreter der Spackeria o.ä. sind), so sehr finde ich es befremdlich sein Leid oder auch sein Glück derart öffentlich auszubreiten. Das gilt für vermeintliche Promis, wie auch Otto-Normal-Twitterer. Und ich selbst bin mir noch überhaupt nicht sicher, ob und wie weit ich die Details zu meiner Erkrankung veröffentlichen will. In Über-mich steht zumindest, worum es prinzipiell geht. Und irgendwie habe ich auch das Bedürfnis, darüber zu schreiben, ob ich das nun tatsächlich in voller epischer Breite tun werde, oder ob ich mich sogar im Gegenteil zurückziehe und nicht mal mehr twittere, wird sich zeigen. Wir werden sehen.